Seilbahn Reiteralpe - Bericht über das Verziehen der Tragseile

Die WTD 52 nutzt seit 1957 einen Teil des Geländes auf dem Hochplateau Reiteralpe, um im Winter in 1.700 m Höhe Untersuchungen unter Hochgebirgsbedingungen mit Schneehöhen von nicht selten bis zu vier Metern und Temperaturen bis zu -30 °C durchzuführen. Anfänglich mussten Ausrüstung und Verpflegung zu Fuß auf die Reiteralpe transportiert werden.
Dabei waren die Auf- und Abstiege im Winter besonders schwierig und gefährlich. Aus diesem Grund entschloss man sich bereits 1961 dazu, eine Seilschwebe-Pendelbahn zu bauen. Seit der Fertigstellung im Jahr 1965 bildet die Seilschwebebahn das Verbindungsglied zwischen dem Tal- und dem ca. 1100 m höher gelegenen Bergbereich. Sie ist als Transportmittel für Forschungs- und Erprobungsvorhaben wie auch für die übenden Einheiten der Bundeswehr unerlässlich. Für Untersuchungen im Bereich des Indirekten Schutzes können zudem mit einer speziellen Messgondel reproduzierbare Entdeckungsreichweiten aus erhöhten Blickwinkeln ermittelt werden, wie sie beim Anflug eines suchkopfgelenkten Flugkörpers auftreten.

Die Seilbahn Reiteralpe ist eine Zweiseil-Pendelbahn. Das heißt, die Gehänge mit Gondel werden über ein Zug- und Gegenseil auf jeweils einem stehenden Seil dem Tragseil verfahren. Die Tragseile sind in der Bergstation an einem Poller fixiert, werden über Tragseilschuhe an der Stationen und der Stütze gehalten und in der Talstation vor- bzw. abgespannt.

Die Tragseile der Seilbahn Reiteralpe weisen folgende technische Daten auf:  
Spiralseil, vollverschlossen, blank, D = 44 mm, Gewicht: 24,2 t, Bruchkraft 230 t,
Abspannung = 47 t im Tal, Spannschacht 20 m tief
Aufgelegt: 1967
Um den Zustand oder die Anlegereife der Seile bestimmen zu können, sind diese in regelmäßigen Abständen visuell und magnetinduktiv zu begutachten. Da dies in dem Bereich der Tragseilschuhe nicht möglich ist, sehen die technischen Vorschriften einen Verzug der Tragseile vor. Laut Ausführungsbestimmungen (AB) zu den Vorschriften für den Bau und Betrieb von Seilbahnen (BO-Seil) hat dies nach §20 AB 20.2.1 p alle 12 Jahre zu erfolgen.
Schematische Darstellung
Bei der Seilbahn Reiteralpe stand der nächste Verzug in Sommer 2015 an. Die Arbeiten wurden wie geplant im Zeitraum vom 06.-17.07.2015  (KW28/29) vorgenommen. Beim Tragseilverzug wird die sich am Poller befindliche Tragseilreserve soweit nachgelassen, bis das Seil über die max. Auflagefläche verschoben wurde. Anschließend wird das Seil gekürzt und die Endverbindungsvergüsse nach den Vergießrichtlinien und der DIN 3092 hergestellt. Die einzelnen Arbeitsschritte sind in der folgenden Tabelle dargestellt:

Montage von Hydraulikzylinder und –aggregat zum Nachlassen des Tragseiles
  Abfangen des Spanngewichtes
  Montage Flaschenzug und Seilwinde zum Nachziehen des Tragseiles
   
Sobald das Spanngewicht abgefangen war, konnte mit dem Nachlassen des Tragseiles am Poller der Bergstation begonnen werden. Durch das abwechselnde Anziehen und Öffnen der TS-Klemmen an der hydraulischen Bockwinde und am Anker konnte das Tragseil jeweils um 50 cm zu Tal geschoben werden. Die Klemmen wurden mittels Elektroschrauber angezogen bzw. gelöst (siehe Abbildung 1).
Nachdem der Flaschenzug (siehe Abbildung 4) eingehängt war, wurde an der Talstation mittels Seilwinde das Tragseil nachgespannt.    

  Abschneiden des Alten Vergusskopfes
  Kürzen des Tragseiles
  Der Verguss wurde jeweils auf dem Podest im Spannschacht ausgeführt. Die Endverbindungsvergüsse wurden nach den gültigen Vergießrichtlinien und der DIN 3092 hergestellt.
  Die abgeschnittenen Seilenden wurden in 2 m lange Abschnitte geteilt, lagenweise geöffnet und auf Drahtbrüche untersucht.
Es konnten keine Drahtbrüche festgestellt werden.

Den Auftrag zum Verzug der Tragseile bekam die Carl Stahl GmbH. Wobei die eigentlichen Verzugsarbeiten durch einen Subunternehmer, die Fa. Alpintec, ausgeführt wurden. Die Fa. Carl Stahl GmbH übernahm die Vergussarbeiten.
Beide Firmen wurden durch das Seilbahnpersonal der WTD 52 bei ihren Arbeiten unterstützt.
Bei der abschließenden Kontrolle der abgeschnittenen Tragseile konnten keine Drahtbrüche festgestellt werden. Es zeigten sich lediglich Korrosionsspuren in den ersten zwei Litzenlagen.