Mikromanagement im Rüstungsbereich
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- Erstellt am Donnerstag, 11. Februar 2016 19:39
- Von Bundesvorstand
Kontrolle gilt als Bruder des Misstrauens. Durch „überwachungswütige“ Führungskräfte wird ein Klima geschaffen, in dem kreatives Denken und Motivation zerstört werden kann. Das in unserem Hause immer mehr Einzug nehmende „Mikromanagement“ treibt immer neue Stilblüten. Von „VOCON“ über Risikomanagement bis hin zu Kontrollbords. Der IGBI befürchtet die Einführung weiterer Kontrollmechanismen im Rahmen der „moderaten“ Nachjustierung insbesondere durch die Einrichtung des Stabes für operative Steuerung im BAAINBw.
Ständig wird der Keim des Misstrauens gesät. Besonders im Rüstungsbereich ist die Meinung weit verbreitet, dass bei komplexen Projekten auch mehr kontrolliert werden muss. Dies ist nach Meinung des IGBI ein Irrglaube, gerade weil die Aufgabe so komplex ist, kann die übergeordnete Führungsebene nicht alles wissen.
Bei der Führung von Technikern und Ingenieuren handelt es sich um die Führung von Experten. Der Vorgesetzte muss jedoch wissen, was er welchem Mitarbeiter zutrauen kann und wer für welches Projekt geeignet ist. Hierbei ist eine zentralistische Verteilung des Personals durch das BAPersBw nicht gerade hilfreich. Der IGBI ist der Meinung, dass hier verstärkt der Fokus auf die Urteilsfähigkeit der Projektbereiche bzw. der Vorgesetzten gelegt werden muss. Die Personalverantwortung sollte dort liegen, wo Projektverantwortung getragen wird.
Nach Meinung des IGBI brauchen technisch komplexe Projekte nicht mehr Kontrolle, sondern mehr Kommunikation, mehr Abstimmung nach innen und außen. Abstimmung ist als ein gelungener Teil von Zusammenarbeit zu sehen. Der Amtsbereich neigt jedoch dazu, weitere Kontrollmechanismen zu kreieren. Dazu kommt noch, dass in unserer Führungskultur Fehler zu Kontrolle führen und mehr Kontrolle zu noch mehr Effizienzverlust. Dadurch wird Druck und Stress erzeugt, der bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu Einbrüchen in der Leistungsfähigkeit führen kann.
Es besteht die Gefahr, dass dieser stark autokratische Führungsstil zunehmend demotivierte, misstrauische Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzeugt, die Dienst nach Vorschrift leisten. Wir werden zur Unselbständigkeit erzogen und verschwenden unsere wertvolle Zeit im „Mikrokosmos“ des Rüstungsmanagements. Die zurzeit stattfindende weitere Verdichtung der Arbeit auf Grund der angespannten Personallage erhöht weiter den Druck auf die Beschäftigten und führt zu noch mehr Frustration. Quittiert wird dieser Umstand durch einen für unser Resort überdurchschnittlich hohen Krankenstand.
Das Führungsverhalten ist derzeit von zu viel Ehrgeiz und dem Wunsch bzw. dem Druck zur Umsetzung vorgegebener strategischer Projektziele nach schnellen Ergebnissen getrieben. Der Mitarbeiter ist jedoch keine Maschine, die auf Knopfdruck zu funktionieren hat und die streng überwacht werden muss. Führen heißt in erster Linie Vorbild sein und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das Vertrauen zu schenken, das sie verdienen. Dies führt letztendlich zu Motivation und Leistungsbereitschaft. Wenn die Führung im BMVg das Heft des Handelns nicht verlieren will, sollte sie zur Selbstreflektion in der Lage sein.
Jeder bekommt die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die er verdient.
Koblenz, 11. Februar 2016